*1977, lebt und arbeitet in Köln
www.juliabuennagel.de
Neon Noise
2016 / 2022
Multimediale Installation, QR-Codes, Audiofile
Julia Bünnagels multimediale Installation Neon Noise bezieht visuelle und auditive Elemente, aber auch technische Codes und Praktiken gegenwärtiger Telekommunikation mit ein. Das bodentiefe Fenster im Eingangsbereich des Hauses der Kortum-Gesellschaft füllt die Künstlerin mit einem kachelartigen Muster aus QR-Codes und setzt damit einen weithin sichtbaren Akzent an dem denkmalgeschützten Gebäude am Eingang zum Bochumer Stadtpark. Im Muster der QR-Codes zeichnet sich der Schriftzug NOISE ab, der auf die Klangarbeiten Bünnagels im Kontext der Geräuschmusik verweist. Hier kommt unter anderen dem White Noise, dem Weißen Rauschen als klanglichem Phänomen besondere Bedeutung zu.
Wird der QR-Code mittels Smartphonekamera gescannt, erklingt eine gut 10-minütige Klangarbeit Bünnagels. Ist zu Beginn nur ein gleichförmiges Rauschen hörbar, so bilden sich im Verlauf immer deutlicher rhythmische Muster heraus. Es entwickelt sich eine Klangdramaturgie, die immer klarere Konturen annimmt und neue Elemente, etwa die menschliche Stimme, einbezieht. Ihre Klangcollagen produziert Bünnagel nicht mit den heute verbreiteten digitalen Verfahren, sondern analog mit Schallplattenspielern und manipulierten Schallplatten, die sie unter anderm auch im Rahmen von Soundperformances live einsetzt. Der in den Arbeiten durchhörbare Grundrhythmus resultiert aus der Umdrehungszahl der Schallplatte. Die Installation ist frei zugänglich und kann jederzeit besucht werden.
Where Words End
2021
Lack, Holz, Stroboskope
Where Words End. Diese drei Worte treten den Betrachtenden in einer Arbeit von Julia Bünnagel entgegen. Jeden Buchstaben bildet die Künstlerin skulptural anmutend als geometrische Verdichtung aus Linien und deren Zwischenräumen, eingeschnitten in lackierte Holzboxen, die hinterleuchtet von Stroboskopen die Botschaft rhythmisiert aufscheinen lassen. Sprache und Wort sind in Julia Bünnagels Arbeiten ein zentrales Element. Sie besetzen Wände und Räume, treten als Zeichen, Statement und Botschaft auf, werden aber gleichzeitig auch im bildhauerischen Sinne zur plastischen Form. Where Words End weist über die Sprache und die Wörter hinaus, greift nach jenem Bereich, in dem sie als Kommunikationsmittel und Ausdrucksform nicht geeignet sind oder defizitär erscheinen.
„Musik fängt dort an, wo die Worte enden“ soll Johann Wolfgang von Goethe gesagt haben. Where Words End erscheint mit dem Blick auf Julia Bünnagels Gesamtwerk wie ein Reflex auf dieses und andere ähnliche Zitate und wie ein – in diesem Fall stiller – Verweis auf Wahrnehmungsebenen und Mitteilungsmöglichkeiten jenseits von Sprache. Ganz besonders, aber nicht ausschließlich, deutet er auf Sound und Klang, die eine zentrale Komponente in Bünnagels künstlerischer Arbeit darstellen. (Alexandra Käss)
Kunstmuseum Bochum
im Rahmen der Ausstellung The Sound Is Where?