Klänge und Geräusche sind essentieller Bestandteil unserer Welterfahrung. Anders als das Sehen, das sehr bewusst unsere Vorstellung von der Welt um uns bestimmt, sind wir uns der Bedeutung des Hörens für unsere Orientierung in der Welt zumeist weit weniger bewusst. Im 20. Jahrhundert werden die Klänge und Geräusche der uns umgebenden Alltagswelt zum Material der Kunst und damit zum Gegenstand einer künstlerischen Befragung und Reflexion. Ebenso wirken auditive Praktiken in vielfältiger Weise prägend auf unser Umfeld zurück. Klang ist stets zugleich Phänomen und Bedeutungsträger.

Das Symposium widmet sich ästhetischen, historischen und sozialen Fragestellungen, die sich mit den vielfältigen Erscheinungsformen klanglicher Ereignisse und Äußerungen verbinden. Kunsttheoretische Aspekte spielen dabei ebenso eine Rolle wie Forschungen zur Klangökologie oder eine Betrachtung feministischer Impulse im Bereich der akustischen Kunst.

Mit: JULIA ECKHARDT (QO2, Brüssel), SABINE SANIO (UdK, Berlin), HANS W. KOCH (KHM, Köln), REINHARD BUSKIES (Kunstverein Bochum).

PROGRAMM

13:00 Uhr        Begrüßung und Einführung

13.30 Uhr        Sabine Sanio (Universität der Künste, Berlin)

                        Raumkonzepte der Klangkunst und das Reale des Klangs.

                        Zu einigen Besonderheiten einer Kunst im Grenzbereich

                        zwischen Musik und Bildenden Künsten

Seit wann und warum ist der Raum zu einem zentralen Moment in der Zeitkunst Musik geworden? Und worin unterscheiden sich bis heute dennoch Musik und Klangkunst, die man zum besseren Verständnis gerne auch als Klanginstallationskunst bezeichnet?

– Lange war der Raum in der Musik nur auf eine äußerst subtile, fast subversive Weise präsent. Inzwischen sind Raumkonzepte allgegenwärtig und etwa Soundwalks im Freien, ob in der Natur oder im städtischen Raum, fast zu einem partizipativen Massenphänomen geworden. Demgegenüber sollen in diesem Vortrag einige Positionen in Musik und vor allem in den Sonic Arts vorgestellt werden, die auf den Komplexitätszuwachs, der heute bei den kompositorischen Strategien ebenso beobachtet werden kann wie im musikalischen Rezeptionsverhalten, konsequent mit einer radikalen Reduktion in der Wahl der Mittel, Materialien und Aufführungssituationen reagieren. Die vorgestellten Beispiele sollen neben verschiedenen klanglichen Phänomenen auch neue musikalische Strategien in der Arbeit mit der Aufführungssituation und dem (musikalischen) Raum anschaulich machen.

14:30 Uhr        Reinhard Buskies (Kunstverein Bochum)

                        Wie das Geräusch in die Kunst kam

                        Zum Wandel der Klangästhetik in den Avantgarden der frühen Moderne

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hatten Geräusche keinen Platz im ästhetischen System der Künste. Erst mit den Avantgarden des 20. Jahrhunderts findet das Geräusch weitgehend Einzug zunächst in die Welt der Musik, und im Zuge der Etablierung einer audiovisuellen Medienkunst sowie der Klangkunst auch auf dem Felde der Bildenden Kunst. Der Vortrag beleuchtet die Neuausrichtung der ästhetischen Konzepte, auf deren Basis eine Emanzipation des Geräuschs überhaupt erst denkbar wird.

15:30              Pause

16:00 Uhr        Julia Eckhardt (Q-O2, Brüssel)

                        Was ist gute Musik

                        Musikalische Qualität und die Notwendigkeit des Urteilens

Musikalische Qualität ist ein Begriff, der aufgrund seiner willkürlichen und undurchsichtigen Parameter zu Ausgrenzung und Diskriminierung führen kann. Zugleich können die meisten Menschen nur schwer beschreiben, was an einer Musik sie bewegt und ihr dadurch Qualität verleiht. In diesem Vortrag wird dieser Begriff mit Hilfe von Hannah Arendts Ideen über das Urteils und aus feministischer Perspektive gedeutet, um zu einem gerechteren und transparenten Modell von musikalischer Qualität zu gelangen.

17:00 Uhr       hans w. koch (Kunsthochschule für Medien, Köln)

                        hören und hören lassen

                        akustische umweltverschmutzung und ihre auswirkungen

                        auf den zusammenhalt des lebendigen

was john cage 1927 in seiner preisgekrönten high school abschlussrede "other people think" empfahl (und was natürlich keinerlei resonanz hervorbrachte), nämlich ein innehalten der (US-)industrieproduktion, um überhaupt hören zu können, wie auch andere völker denken, wurde 2020 in globalem maßstab durch die pandemie teilweise eingelöst: nicht nur der individualverkehr der sich zunehmend isolierenden bevölkerung nahm in manchen regionen stark ab, auch die weltweite (handels)schiffahrt wurde massiv eingeschränkt. dieser hiatus machte im kontrast messbar, wie massiv unser emsiges treiben und der damit verbundene lärm sonst nicht nur die kommunikation unserer nichtmenschlichen mitwesen massiv stört, sondern diese geradezu final zum verstummen bringen kann. noch einmal wurde, wenn auch nur für einen kurzen moment, deutlich, dass der akustische zustand der umwelt genauso zu den lebenserhaltenden ressourcen zählt wie der zustand von luft oder wasser - und zwar mit auswirkungen auf alle spezies.

18:00 Uhr       Abschlussrunde

Termin:
FREITAG, 26.8.2022, 13:00 BIS 18:30 UHR

Ort:
Kunstmuseum Bochum
Kortumstr. 147
44791 Bochum
www.kunstmuseumbochum.de
Eine Veranstaltung des Kunstvereins Bochum
www.kunstverein-bochum.de

Die Teilnahme ist kostenlos.
Um Anmeldung wird gebeten über Kunstmuseum Bochum:
museum@bochum.de oder 0234 9010 42 30
alternativ über
kontakt@kunstverein-bochum.de oder 0151 42 330 325

Kemnade klingt! 2022
Sounding Bochum
Festival für klangbasierte Kunstformen
Mai bis Oktober 2022
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